Schwetzingen. Die Freimaurer veranstalten in diesem Sommer das dritte öffentliche Kolloquium in Schwetzingen. Gastgeber am Samstag, 16. Juli, im Palais Hirsch ist die wiedergegründete Wolfstieg-Gesellschaft. Das erste Freimaurer-Kolloquium im Juli 2020 beschäftigte sich mit dem Schlossgarten als größtem und am besten erhaltenem Freimaurergarten der Welt, die zweite Auflage war thematisch auf den Minerva-Tempel ausgerichtet. Wir sprachen mit Nadine Grimmig, Leiterin der Abordnung Rhein-Neckar der Wolfstieg-Gesellschaft, über die jetzige Einladung.

Frau Grimmig, wo liegt der Schwerpunkt bei der dritten Veranstaltung?

Nadine Grimmig: In diesem Jahr wird der Schwerpunkt eher auf den tieferliegenden Ideengeschichten liegen. Vorträge von Markus Schlegel und Giovanni Grippo befassen sich mit der christlichen Kabbala. Mein Beitrag befasst sich mit den Vorbildern des Sonnengottes für das 18. Jahrhundert – insbesondere in der Kurpfalz. Der Vortrag von Monika Scholl-Frey zum Merkurtempel dreht sich in erster Linie um kunsthistorische Aspekte, geht allerdings auch auf ägyptischen Ursprünge ein.

Gastgeber ist dieses Mal die Wolfstieg-Gesellschaft, welchen Aufgaben hat sich die 1913 gegründete, unter dem Nazi-Regime verbotene und erst 2020 wieder gegründete Forschungsgesellschaft verschrieben?

Grimmig: Die Wolfstieg-Gesellschaft ist ein eingetragener Verein und hat sich der freimaurerisch-wissenschaftlichen Forschung verschrieben, was sie durch Kolloquien an verschiedenen Veranstaltungsorten wie Schwetzingen, Potsdam und Basel umsetzt. Sie gibt jedes Jahr mehrere Publikationen heraus und erforscht hauptsächlich die freimaurerischen Gärten. Mitglied werden kann jedermann, eine Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge ist keine Voraussetzung.

Welche Themen stehen beim Präsenz-Kolloquium in Schwetzingen dieses Mal im Mittelpunkt?

Grimmig: Bei der dritten Veranstaltung wollen wir zum einen die Tempel, die bisher noch nicht vorgestellt wurden, wie den Apollo-Tempel und den Merkur-Tempel, näher beleuchten. Darüber hinaus befassen sich zwei Beiträge mit der Konzeption des Gartens, der eine von Markus Schlegel, der auf die Geometrie und die Monas Hieroglyphica von John Dee eingeht, der andere von Giovanni Grippo, der den Schlossgarten mit der Lehrtafel der Prinzessin Antonia vergleicht und somit die Kabbala beleuchtet, die in Süddeutschland Ende des 17. Jahrhunderts im Umfeld des Pietismus entstand. Beide führen den Garten somit auf die Anfänge der Ideengeschichte der westlichen Esoterik in Süddeutschland zurück. Auch mein Beitrag führt den Schlossgarten auf die Idee hin, die von Salomon de Caus am Hortus Palatinus erdacht wurde. Der Parnass und der Kurpfälzer Herrscher als Apoll. In dieser Tradition steht Carl Theodor mit Ottheinrich und Friedrich V. in einer Linie.

Was macht den Schlossgarten des Kurfürsten Carl Theodor so bedeutend für die Freimaurerei?

Grimmig: Er nimmt Bezug auf verschiedene Freimaurerlehrarten. Außerdem kann man viele der Strömungen der westlichen Esoterik im Garten erkennen, beispielsweise die Alchemie, die Kabbala und die Ideen der Rosenkreuzer.

Quelle: Volker Widerrat in der Schwetzinger Zeitung am 09.07.2022

Was der Schwetzinger Schlossgarten für die Freimaurer bedeutet

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